Schwaiger David-Volleyballer ringen Goliath Herrsching nieder

(Schwaig). Überall Federn und Federchen, sogar zwei gestutzte Flügel: Ja, dieses Hühnchen wurde tatsächlich gerupft! Wider Erwarten. Mit einem sensationellen 3:1-Erfolg gegen Mit-Aufsteiger und Dennoch-Spitzenreiter TSV Herrsching fuhren die Volleyballer des SV Schwaig nicht nur drei wertvolle Punkte, sondern souverän auch ihren ersten Heimsieg 2013/14 ein. Vor über 200 Zuschauern lauteten die Satz-Ergebnisse 24:26, 25:17, 25:15 und 25:21.

Was hatten sich die starken Gäste vom Ammersee nicht alles vorgenommen: Sicherlich waren sechs Punkte eingeplant aus ihren vermeintlich leichten Freitags- und Samstags-Spielen gegen Kempfenhausen und beim Tabellenzehnten Schwaig. Doch während der TSV aus dem erstgenannten Duell seine Punkte einfuhr, daheim, gab´s in Schwaig schon wieder – zum zweiten Mal nach 2012/13 – eine unerwartete Klatsche. Der selbst ernannte „Geilste Club der Welt“ (GCDW) schlich kleinlaut aus der Hans-Simon-Halle.

In dieser kreiste nicht nur eine kamera-bestückte Hubschrauberdrohne, die das lautstarke, turbulente Geschehen für PR- und Image-Zwecke filmte. Es herrschte auch zwischen den beiden ungleichen, weil finanziell gänzlich anders ausgestatteten Bundesliga-Aufsteigern eine aggressive Rivalität. Diese, ums vorwegzunehmen, kulminierte zum Ende des dritten Satzes in einer roten Karte.

Zum sechsten Mal ins Hintertreff

Doch von Anfang an: Dass die Heimmannschaft des SVS nach zwei motivierenden Siegen gegen Stuttgart und Dachau, doch nach den beiden üblen Niederlagen gegen den TSV – im Aufstiegsspiel 2012/13 und im Pokal – Doppel-Revanche forderte, war allen klar. Mit enormer Spannung wurden die Oberbayern erwartet: Schließlich führt der TSV (weiterhin) die Tabelle der 2.Bundesliga an, war haushoher Favorit des Südens.

Gegen Schwaig wollte sich das Team von Spielertrainer Max Hauser keine Blöße geben. Denn im Oktober hatte besagter Sieg im Pokalspiel in Schwaig einen Klassenunterschied offenbart. Doch von dem war am Samstag, 23.November, nichts zu spüren; die Tagesform sprach eindeutig für die Nürnberger. Und der SVS hat sich ja zwischenzeitlich mit dem souveränen Zuspieler Milos Antonic aufmunitioniert; das ganze Team ist zudem in sich gewachsen und „stabiler“. Selbst dass der erste Satz (bereits zum sechsten Mal in dieser Saison) nach rasanten 27 Minuten verloren ging – über 3:2, 9:9, 16:20 und 23:23 – schockierte niemanden wirklich.

Dritter Satz ein Prunkstück

Den schwarz gekleideten Gästen schien der Vorsprung eher „selbstverständlich“. Und noch vor Monatsfrist wäre ein solcher Rückstand der Anfang vom Ende des SVS gewesen. Doch mittlerweile haben sich die Gelbblauen, zumal vor tobendem, eigenem Publikum, so gefestigt, dass der zweite Satz mit umso mehr Elan angegangen wurde. Sie hatten ohnehin nichts zu verlieren. Über 2:3, 8:5, 17:13 und 21:16 stampften die Franken die überrumpelten Ammersee-Recken in Grund und Boden. Es war ein Krachen mit höchstem Unterhaltungswert.

Und wer glaubte, dieser klare 25:17-Triumph über den Favoriten sei ohnehin schon jeden Eintritt wert, wurde im dritten Viertel um ein Größeres belehrt. 3:1 und 7:1 führten die fugenlosen, einwandfrei eingestellten Schwaiger vor lärmendem Publikum, dann 16:9 und 22:14. Die Blöcke funktionierten, immer wieder landeten die Schwaiger beeindruckende Wirkungstreffer.

Nur, die verbalen Nickeligkeiten zwischen den Teams hatten derart zugenommen, dass – wie eingangs geschildert – der Herrschinger Nr.18 der Nervenfaden riss. Ausgerechnet beim Stand vom 15:24 erhielt Sebastian Prüsener die rote Karte: Punktstrafe, der Satz ging an den SVS. David führte mit 2:1 gegen Goliath, die Gelbe Halle stand Kopf.

Alles hing nun am vierten Durchgang. Würde doch noch der Einbruch des SVS folgen? Und der TSV sich zusammenraufen? Zwar führten die Mittelfranken zunächst 7:6. Doch zwei wichtige, vertändelte Aufschläge ließen die Phalanx wanken. Kurz. Der TSV ging mit 12:9 in Führung. Bis, ja bis der SVS zum 15:15 ausgleichen und sich ab 19:18 absetzen konnte. 22:21 und letztlich 25:21 hieß es – das Spiel war gewonnen.

Ringen um Klassenerhalt geht weiter

Gewonnen! Die Szenen auf Tribüne und Geviert waren nach diesen 95 Minuten reiner Spielzeit frenetisch, glücklich und der 2.Bundesliga wert. SVS-Trainer Anto Juric strahlte, honorierte seinem Team eine „großartige Leistung“ und begründete den Sieg: „Wir hatten eine sehr gute Ballannahme, und haben toll aufgeschlagen. Das waren die Grundsteine für unseren verdienten Erfolg. Wir konnten unser Spiel aufbauen und durchziehen.“

Zusammenfassend: Pech für alle, die diesen neuerlichen Triumph über den TSV Herrsching verpasst haben. Er war ein Signal an die gesamte Liga – und beste Werbung in eigener Sache. Dennoch bremst auch Abteilungsleiter Hans-Peter Ehrbar den (berechtigten) Stolz, der nicht blenden soll: „Der Kampf um den Klassenerhalt geht weiter. Wir bleiben schön am Boden. Es wäre allerdings beruhigend, wenn wir dafür nicht erst am letzten Spieltag Gewissheit hätten.“

Heißt: Schon im nächsten Aufeinandertreffen beim TSV Grafing gilt es, die drei überraschend gesammelten Punkte nicht leichtfertig zu vertändeln. Immerhin: Gegen diesen anderen TSV sind Hühnchen nicht zu rupfen. Keine Federn und Federchen. Keine Flügel.