SVS gewinnt – von östlichen Feldern, Baggern und Scheunentoren

(Schwaig). Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig wahren ihren Heimnimbus und gewinnen gegen die L.E. Leipzig in einem mitreißenden Spiel mit 3:1 (13:25, 25:15, 25:19, 25:22). Sie bleiben damit daheim auch im siebten Spiel ungeschlagen – und mussten dennoch ihrer Niederlage in Mainz Tribut zollen. Anfangs.

Da hatten sie gehörig „Bammel“ – anders wollte auch SVS-Außenangreifer Yannick Klement sich nicht zu dem äußern, was den 21. Januar in der Gelben Halle durchaus zu einem besonderen machte: Vor zwei Wochen am selben Ort hatten sie Tabellenführer Eltmann klar geschlagen, doch acht Tage später in Mainz ein kleines, unerwartetes Waterloo erlebt. Was aus jenem 0:3-Rückschlag folgte, ließ sich jetzt an der Körperhaltung, den Gesichtern, der Beweglichkeit ablesen: Bei den ersten Rückständen von 3:5 und 6:8 im ersten Satz glaubten die 246 Schwaiger Fans noch an eine etwas rumpelige Anfangsphase ihrer Mannen.

Doch als die Distanzen beim 8:16 auf acht, beim 9:18 auf neun und beim 13:23 gar auf zehn Punkte anwuchsen, war unverkennbar: Es steckte die Angst, Fehler wie in Mainz zu machen, unübersehbar in den gelbblauen Knochen. Beinahe nichts ging auf der östlichen Hallen-Spielseite –, und das wäre nicht einmal so aufgefallen, wenn nicht den starken, hoch motivierten Leipzigern (mit sieben Siegen hintereinander im Rücken!) auf genau jener Feldseite dasselbe passieren sollte

Zwar freute die Gäste noch die Szene, dass einmal im turbulenten Bemühen gleich drei Schwaiger Akteure nach einem Ball hechtbaggerten, vergebens –, doch der Jubel über solch kuriose Augenblicke fand schnell ein Ende.

Zweiter Satz ein Spiegelbild des ersten
Denn ebenfalls auf dem östlichen Feld stehend, erlebten nunmehr die Sachsen eine Tortur, die über (aus ihrer Sicht) 1:6, 2:12 und 4:18 die Anmutung eines offenen Scheunentores bot: Geradezu spiegelbildlich klappte nun jenseits des Netzes alles; dort drüber war der Bann für den SVS gebrochen.

Michal „Mike“ Dzierwa drosch wie verwandelt übers Netz, Kapitän Florian Tafelmayer hielt das SVS-Team mit tollen Szenen beisammen; Abwehr, Block, Libero – es passte einfach. „Mainz“ hatten die Schwaiger ab diesem Momentum hinter sich gelassen, nach 21 Minuten war der 1:1-Ausgleich hergestellt. Und ja, die Premieren-Frage des achtjährigen Benjamin, der auf der Tribüne verdattert wissen wollte, ob diese zwei Mannschaften denn nach dem Seitenwechsel „jetzt nochmal gegen die Gleichen spielen?“, diese Frage hätten die Akteure durchaus mit „Ja“ beantwortet, gerne.

Hochspannung in beiden Folgesätzen
Denn nach den zwei völlig untypischen Anfangs-Durchgängen entwickelte sich im dritten und vierten Satz schließlich nicht nur jener Spannungsbogen, den Fans und Teams aufgrund ihrer langen historischen Duell-Geschichte erwartet hatten, sondern die auch dem Niveau aller Kontrahenten angemessen war: Zwar mussten die Achtplatzierten aus Leipzig das Ende ihrer Siegesserie eingestehen, die Schwaiger feierten ihren elften Punch, drei Tabellenpunkte und in 88 Minuten ihren bis dato kürzesten 3:1-Erfolg dieser Saison –, doch die vielen langen Ballwechsel, die hoch kochenden Emotionen und die Fairness beider Teams machten den Samstagabend zu einem (wie immer) tollen Erlebnis am Mittelbügweg.

Besonders in den beiden letzten Passagen hatten die Leipziger nicht nur mehrfach und über längere Zeit geführt, sondern sich bis zum jeweils dramatischen Finish auf Augenhöhe halten können. Allein, gegen die schlussendlich „entkrampften“ Gelbblauen hatten sie an diesem Winterabend denn doch wenig Chancen (was die Gastgeber durchaus mit Erleichterung zur Kenntnis nahmen). Nun, nachdem im Mainz-Spiel Tim Rosenow zum ersten Mal in dieser Saison den Titel des „MVP“ einstrich, wurde SVS-Zuspieler Laurentio Vinaturo jetzt zum sechsten Mal mit der Player-Goldmedaille ausgezeichnet. Für die Schwaiger bedeutet der Erfolg, des weiteren, den nach wie vor zweiten Tabellenrang hinter Eltmann – und vor allem neuen Schwung fürs nächste Heimspiel am 4. Februar gegen Delitzsch.