Schwaiger dürsten nach einem Miraculix-Trunk

(Schwaig). Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig tun sich gerade keinen Gefallen: Unerklärlich uninspiriert und mit sich selbst hadernd, musste das Team von Milan Maric in die fünfte Niederlage in Serie einwilligen.

Gegen die TG 1862 Rüsselsheim gab´s am Samstag, dem neunten Spieltag, eine verdiente 1:3-Beuge in eigener Halle (23:25, 15:25, 25:15, 20:25). Zwei weitere Heimspiele folgen.

In der Saison 2013/14 hatten die Schwaiger sechs Niederlagen hintereinander wegstecken müssen –, danach ging´s aufwärts; das Team endete dereinst auf dem siebten Tabellenplatz. Vielleicht ist es diese Erinnerung mit positivem Schluss, die in der derzeitigen Krisenlage ein wenig Hoffnung zu spenden vermag.

Ansonsten sahen die 180 Zuschauer am 1. Dezember 2018 Erstaunliches am Mittelbügweg: Spieler ohne echte Fortune und wie auf den weisen Druiden Miraculix wartend, der ihnen den belebenden Zaubertrank braut. Allein, in den gar nicht reinmixen würde er derzeit „Teredo navalis“ oder „Lumbricus terrestris“ – den Holz- und den Regenwurm. Denn vom „Wurm drin“ kosten die Mittelfranken derzeit selbst genug.

TG führte im ersten Satz nur ein Mal
Schon der erste Satz war bezeichnend: Zwar holten die Rüsselsheimer bald Punkt um Punkt auf (fünf davon in Serie), doch beim 7:1 und 10:3 führten die Gastgeber noch souverän gegen den starken Tabellensiebten. Zum 19:17 rettete Kapitän Florian Tafelmayer spektakulär einen Ball neun Meter weit von der Grundlinie mit dem Fuß übers Netz, und es führten die Gelbblauen auch über 20:18 und 23:22. An ihnen schien – bis auf zwei Schiedsrichter-Entscheidungen - nicht zu rütteln. Doch dann kam wie aus heiterem Himmel die TG, ging unbeirrbar beim 23:24 das erste Mal überhaupt in Satzführung – und versüßte sich den Spieleinstieg knallhart mit einem 23:25.

Das wegzustecken, fällt dem SVS derzeit schwer. Da war eben kein Zaubertrank, der Selbstvertrauen weckte. Dieser 0:1-Rückschlag steckte in den Köpfen, so sehr, dass die Gelbblauen den zweiten Satz gar mit 15:25 herschenkten. Vier Mal in diesem lagen sie mit je zehn Punkten hinten, da war kein Durchkommen, das Aufbäumen gelang einfach nicht. Maric sagte später: „Das ist nicht der SV Schwaig, den wir kennen.“ Christian Nowak fehlte; Luca Russelmann (Zuspieler aus der zweiten Herren-Mannschaft) stand diesmal mit an der Linie, Jan Kolakowski machte seine Sache sehr gut, und – um es weiter zusammenzufassen – Florian Tafelmayer, Christian Schwabe, Peky Stanic und Michael Dzierwa droschen ins Gegenfeld, was ging. Da war ein Ringen um jeden Ball, ja. Aber für eine Wende reichte es in dem Moment hinten und vorne nicht.

Das 0:3 drohte, doch die folgende schöne Ausnahme bestätigte die Regel: Denn immerhin funktionierte das, was zuvor eigentlich immer funktionierte, im dritten Durchgang. Klar, deutlich, kompromisslos. Dieser Satz bewies, was im SVS steckt, die Vizemeister der letzten zwei Jahre „können es“: Da keimte Hoffnung auf, das Duell noch einmal zum Tiebreak drehen zu können. Als die Gastgeber die TG mächtig unter Druck zu setzen vermochten – 4:0, 8:3, 16:7 und 20:11 –, da klappte plötzlich alles, trotz der wieselflinken Abwehr der Gäste, trotz ihrer Frische und Gewitztheit. Das war der Fan-bekannte SVS, der genau solche sportlichen Fähigkeiten auch bei sich selbst freilegte, und so ging´s ja auch im vierten Durchgang weiter. Anfangs.

Auch da führten die Gelbblauen nämlich noch bis zum 4:3, die Rüsselsheimer schienen verwundbar. Ein Schluck Wundertrunk nur, und es wäre so weitergegangen. Bestimmt. Nur, der Bottich war leer. Tollen, kämpferischen Ballstafetten zum Trotz knickte der SVS über 6:9, 12:15 und 16:21 ein, wehrte am Schluss zwar noch drei Matchbälle ab – doch musste sich nach 90 Minuten beugen.

Umorientieren ist jetzt wichtig
Die Fans spendeten angesichts der vierten Heimniederlage (der dritten in Folge) trotzigen Applaus. Doch wer die leeren Blicke und hängenden Schultern sah – ganz kurz auch beim Chefeinweiser Milan Maric –, wusste: Da ist er, der Abstiegskampf. Allen unerklärlich, befremdlich, seltsam. Für die Schwaiger nach den erfolgreichen letzten Spielzeiten ungewohnt – mit dem im übrigen fast identischen Team –, müssen sie jetzt lernen, diesen Kampf anzunehmen.

Denn in Kürze kommen Eltmann (am Samstagabend) und Friedrichshafen (am Sonntagnachmittag) in die Gelbe Halle. Maric weiß: „Meine Jungs sind gut, es ist ja nicht, dass sie plötzlich keinen Volleyballer mehr spielen könnten. Was wir derzeit sehen, hat bloß mit dem Kopf zu tun. Den müssen wir wieder frei kriegen, egal wie.“ Wer also fürs nächste Doppel-Wochenende einen entsprechenden Zaubertrank zu mixen vermag, darf ihn gerne mitbringen.